Kirnitzschtalbahn

Die Kirnitzschtalbahn

Das Kirnitzschtal wurde im 19. Jh. zunehmend zu einem Anziehungspunkt für Touristen und Naherholungssuchende.

Zur Hebung des Fremdenverkehrs wurde darüber nachgedacht, ein modernes Verkehrsmittel zu bauen. Das von Bad Schandau und Lichtenhainer Wasserfall nur 40m ansteigende Tal war dazu trotz seiner zahlreichen Kurven gut geeignet. 1870 wurde zuerst der Vorschlag unterbreitet, eine Pferdebahn, wie sie damals in Dresden verkehrte, zu errichten. Dieses Objekt wurde aber nicht realisiert, statt dessen wurde 1893 von einem Exekutivkommitee das Projekt einer elektrischen Straßenbahn vorgelegt.

Die Kirnitzschtalbahn fährt im Sommer im 30- Minuten- Takt, im Winterhalbjahr aller 70 Minuten.

Kirnitzschtalbahn 1902

Der ursprüngliche Plan sah vor, die Bahn bis Kirnitzschenke zu bauen, eventuell sogar über die böhmische Grenze bis Rainwiese. In Schandau sollte die Bahn bis zum Bahnhof weitergeführt werden. Diese Pläne wurden allerdings aus wirtschaftlichen Gründen nicht umgesetzt. Ursprünglich gab es auch Diskussionen, ob der Antrieb durch eine Dampflok oder durch Elektrizität erfolgen sollte, mußte doch auch erst eine Kraftwerksanlage erbaut werden. Man entschied sich für den Elektroantrieb und begann 1897 mit dem Gleisbau. Zwischen dem 21. und 25. Mai 1898 trafen die ersten Wagen der Firma Busch aus Bautzen in Bad Schandau ein, und am Pfingstsonnabend 1898 um 12.00 Uhr fuhren die ersten Wagen von Bad Schandau zum Lichtenhainer Wasserfall.

Herr Gustav Ringel schrieb unter anderen folgendes auf:

"Als im Jahre 1897 der Straßenbahnbau begann, wurde in mir der Wunsch wach, mir einen festen Arbeitsplatz zu verschaffen. So meldete ich mich bei der Direktion der Elektra zur Einstellung. Mein Wunsch ging mir in Erfüllung und am 20.Mai 1898 wurde ich zum Fahrenlernen zur Zwickauer Straßenbahn geschickt. Schon nach 6 Tagen war die Lehrzeit beendet, und somit war ich Straßenbahner geworden. Dann kam der Tag der Einweihung, der als ein großes Fest gefeiert wurde. Bekränzte Wagen, hohe Herren und Musik, das war der Auftakt. Nur ging die Fahrt nicht so glatt vonstatten, denn die Wagen fanden sich in den neuen Gleisen noch nicht so zurecht. Es fuhren damals 3 Motorwagen nach dem Lichtenhainer Wasserfall, und mir wurde die Ehre zuteil, daß ich mit noch 2 Ingenieuren auch einen Wagen fahren durfte. Nachdem wir glücklich am Wasserfall angekommen waren, gab es ein Festessen, an dem mindestens 100 Personen teilnahmen.

Der Eröffnungstag war der 1. Pfingstfeiertag, und so fuhr ich mit meinem guten Freunde Gustav Koschmieder den ersten Wagen früh 5 Uhr 6 Min. ab Schandau vollbesetzt nach dem Wasserfall."

Der Wagenpark bestand damals aus sechs Triebwagen mit je 2x15 PS-Motoren, welche 18 Sitz- und 12 Stehplätze hatten und sechs Beiwagen mit je 24 Sitz- und 14 Stehplätzen. Die Triebwagen waren verglast, lediglich der Fahrerstand war offen. Die Beiwagen besaßen als Wetterschutz lediglich seitliche Vorhänge.

Depot_Brand2.jpgDie Beförderungszahlen stiegen von 80000 Personen zu Anfang bis auf 200000 Personen 1922 an. Trotzdem gab es wirtschaftliche Schwierigkeiten - es war eine reine Ausflugsbahn und verkehrte nur von Ostern bis Oktober. In der Nacht vom 26. zum 27. Juli 1927 geschah ein großes Unglück: ein Feuer vernichtete den gesamten Wagenpark, den Wagenschuppen und die Werkstatt. Allen Widrigkeiten zum Trotz wurde der Bahnbetrieb aber wieder aufgenommen, ab 1938 erstmalig das ganze Jahr hindurch. Die Fahrpreise richteten sich damals nach der Entfernung zwischen den Haltestellen. Es ergaben sich Fahrpreise wie 15, 18, 22 und 27 Pfennig.

Annonce um 1900 aus Meinhold's Routenführer

Vom Wagenpark blieben nach dem Brand am 27. Juli 1927 nur ausgeglühte Metallgerippe.
Im Mai 1945 wurde der Bahnbetrieb vorrübergehend eingestellt, da während des Krieges kaum Kapazität für Wartungsarbeiten vorhanden waren und auf Verschleiß gefahren wurde.

Aber bereits am 7. Juni 1945 ging es weiter, und 1953 wurde die Rekordzahl von 579000 Personen befördert. Obwohl ständig an den Gleisen gebaut wurde, kam es am 21.7.1969 zu einer Entgleisung, bei der der TW 4 umstürzte und alle Fahrgäste Verletzungen erlitten. Wieder einmal wurde über die Einstellung des Bahnbetriebes nachgedacht. Glücklicherweise entschloss sich die Stadtverordnetenversammlung Bad Schandau, den Bahnbetrieb als Touristenattraktion und umweltfreundliches Verkehrsmittel wieder aufzunehmen. Durch die Stilllegung der Linie 31 (Lockwitztalbahn) der Verkehrsbetriebe Dresden ergab sich die Möglichkeit, den verschlissenen Wagenpark durch Wagen des Typs TW240-004 zu ersetzen, die 1940/44 in Gotha für Erfurt gebaut wurden.

Lockwitz100.jpgEbenfalls von der Lockwitztalbahn wurde ein 1925 gebauter Originaltriebwagen mit der Betriebsnummer 240-101-8 von der Firma Busch in Bautzen übernommen. Dieser Wagen ist der letzte betriebsfähige Wagen mit Einachsdrehgestellen in Europa. Diese Drehgestelle sind hervorragend für die kurvenreiche Strecke geeignet. Dieser Wagen wird heute von Hobbystraßenbahnern gepflegt und zu besonderen Anlässen, wie Jubiläen oder zum Kirnitzschtalfest stellt er für Straßenbahnfreunde eine besondere Attraktion dar.

1998 beging die Kirnitzschtalbahn ihr 100-jähriges Jubileum und stellt heute eine wesentliche touristische Attraktion im Kirnitzschtal dar. Und wenn Sie uns im Sommer zum Kirnitzschtalfest besuchen, bekommen Sie auch Gelegenheit, als Fahrgast mit den liebevoll gepflegten historischen Triebwagen eine Fahrt durch unser romantisches Tal zu unternehmen.

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